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Die Geschichte der ehemaligen Kartoffelflockenfabrik
von 1916 bis Heute.

1916Bau der Kartoffelflockenfabrik unter der Gutsherrschaft des königlichen Kammerherrn Albrecht Graf von Alvensleben-Schönborn.
1934Nach Aufsiedlung des Gutes steht sie unter Leitung von Treugott Lenz, Sohn des Gutsbesitzers in Zachow.
1939 bis 1945Während des Krieges erfährt das Gebäude eine Produktionssteigerung, da Kartoffeln nun auch mit der Bahn und nicht mehr wie vorher üblich mit dem Pferdewagen angeliefert wurden. Neuer Fabrikeigentümer wird Herr Appeldorn.
nach 1945Die Kartoffelflockenfabrik wird zusätzlich zur Reinigung von Gemüse aller Art, speziell aus Rüben und Kohl, gebraucht. Größter Abnehmer ist die Rote Armee, die noch Jahrzehnte in Parchim, im heutigen Landratsamt, stationiert war.
1953Mit dem Wegzug der Familie Appeldorn nach Westdeutschland kommt die Produktion zum Erliegen. Die Gemeinde wird neuer Rechtsträger des Gebäudes. Es entsteht der „Kleine Saal“ unter Einbeziehung der Dorfgemeinde und mit viel Selbstengagement.
1954Pünktlich zum Arbeitertag am 1. Mai wird der „Kleine Saal“ für Feste und Feierlichkeiten an die Bevölkerung übergeben. Auch das Parchimer Kino nutze diesen Saal als Vorstellungsraum für Lichtspielvorführungen.
50er
60er
70er
Das Erdgeschoss dient der MAS als Büroraumkomplex.
Sowohl LPG-Büros als auch einige Wohneinheiten befinden sich im Gebäude. Der hintere Trakt diente als LPG-Schmiede.
Rechtsträgerwechsel von der Gemeinde zur LPG „Pflanzenproduktion“.
1978Das Erdgeschoss wird zu einer Kantine mit hellem Speiseraum umgebaut, der für die Werktätigen der LPG „Pflanzenproduktion“ sowie „Tierproduktion“ ein reichhaltiges Mittagessen-Angebot bereitstellen sollte.
1978
bis 1989
Preisliche Entwicklung in dieser Zeit: zu Beginn des Essenangebotes kostete das Mittagessen die Werktätigen 1 Mark, subventioniert durch Kultur- und Sozialfond mit je 2,50 Mark. Bis zur Wiedervereinigung beider Deutscher Staaten blieb der Preis konstant, schnellte anschließend umgehend auf 5 Mark hoch.
1989Einbau einer Zentralheizung in das Gebäude sowie Errichtung eines Heizhauses mit hohem Schornstein auf dem hinteren Nachbargrundstück – die Anlage wurde jedoch nicht mehr in Betrieb genommen.
1990Die Küche wird im Spätherbst geschlossen.
Die Treuhand verwaltet den gesamten Gebäudekomplex.
Eine Nachfolgefirma übernimmt das Gebäude der LPG – doch wegen der hohen Pachtforderung, verlässt die Firma das Gebäude noch im gleichen Jahr.
April bis Juni 1993Der Bereich Kantine & Küche wird noch einmal von einer rumänischen Familie als Unterkunft genutzt.
1993 bis 2019Das Gebäude sowie das Gesamtareal gehen an verschiedenste Eigentümer. In Grundstücksauktionen erwerben diese Arealteile verschiedene private Eigentümer. Es erfolgt jedoch keinerlei Nutzung mehr. Das Gebäude sowie die Außenanlagen verfallen zunehmend.
2019Erwerb der Kartoffelflockenfabrik durch den heutigen Eigentümer.
seit 2020Das Gebäude soll einer neuen Nutzung als „Kulturfabrik Tessenow“ zugeführt werden. Ein Kulturverein hat sich gegründet. Es soll ein Café entstehen, eine Instrumentenmanufaktur will die Räumlichkeiten „Alte Schmiede“ wieder beleben. Kooperationen mit anderen Kultureinrichtungen des Landkreises sowie der Festspiele MV sind in Planung – das Gebäude soll wieder für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden.
Zeitleiste „Kartoffelflockenfabrik Tessenow“

Das Gebäude entstand im Jahr 1916 als Kartoffelflockenfabrik. Das Areal umfasste damals mehrere heute aufgeteilte Grundstücke. Von der süd-westlichen Ansicht, wo heute die Bundesstraße am Gebäude vorbeiführt, erstrecke sich zur linken die angeschlossene Ziegelbrennerei. Aus dieser kamen die für den Bau des Fabrikgebäudes benötigten ca. 120.000 Backsteine.

Von den Überresten der Ziegelbrennerei ist heute nur noch ein Teil der Anlage auf dem Nachbargrundstück zu erkennen. Der Schornstein des Areals hinter der Fabrik ist auch heute noch gut ersichtlich, wobei der Schornstein bis Anfang der 1990er Jahre noch doppelt so hoch war und weit bis hinter Lübz zu sehen war.

Ansicht Süd-West
Ansicht Süd-West (von der Bundesstraße B191)

Das Gebäude wurde in L-Form errichtet, wobei das Hauptgebäude mit Keller, Hochparterre und zwei weiteren Obergeschossen gebaut wurde. Im Treffpunkt der beiden Flügel war das Gebäude noch um ein weiteres Geschoss höher als heute – dies ist jedoch nur noch auf historischen Aufnahmen zu sehen. Es ist geplant, in Zukunft den Original-Zustand wieder herzustellen. Dies wird jedoch mit einem erheblichen finanziellen und bürokratischen Aufwand verbunden sein.

Ansicht Ost
Ansicht Ost

Diese Ansicht lässt sich erblicken, wenn man aus der Rotdornallee auf das Areal schaut. Das vorgelagerte Grundstück, welches heute als Rasenfläche erscheint, war früher eine tiefe Grube mit steinernen Mauern, in deren Abteilungen die unterschiedlichen Kartoffeln der Gegend zur weiteren Verarbeitung eingelagert wurden.

Wenn man aus dieser Perspektive auf das Gebäude schaut, so befindet sich im unteren die „alte Schmiede“ und darüber ein Saal. Die „alte Schmiede“ ist namentlich selbsterklärend und beherbergt heute eine Gitarrenmanufaktur, in der oberen Etage lädt der „kleinen Saal“ mit Flügel, Bühne und PA und einer Bestuhlung bis max. 50 ZuhörerInnen zu Konzerten und Lesungen ein.

Weitere zu sehende Anbauten sind nicht ursprüngliche Gebäudebestandteile, sondern wurden erst nach Staatsgründung der DDR im Laufe der Jahrzehnte angebaut. Diese werden perspektivisch wieder entfernt und sind bereits in den Bauabschnittsplanungen nicht mehr aufgeführt. Somit soll das Gebäude soweit wie möglich wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt werden.

Sollten diese Ausführungen Interesse geweckt haben, das Bauvorhaben zu unterstützen und somit „Graue Energie“ einzusparen, so freut sich der Verein über eine baubezogene Spende für das Objekt. Kontaktieren Sie uns gerne mit dem Anliegen oder besuchen Sie eine unserer in der Zukunft stattfindenden Veranstaltungen.